Darstellung jüdisches Leben in Höchst

Juden in Höchst, Hetschbach und Mümling-Grumbach
Übernommen aus dem Buch „Geschichte und Schicksale der Juden zu Höchst“, Herausgeber Gemeindevorstand Höchst, November 1985

 

Eine erste Erwähnung von Juden in Höchst geht auf das Jahr 1680 zurück. In einer Vermögenszählung wurde festgestellt, dass drei Juden in Höchst ansässig waren. Um das Jahr 1750 sind hier folgende Judenfamilien wohnhaft: Hertz, Mordge Jodeph, Löser Kopel, Mordge Kopel, Borg, Isaac und David. Da nur die männlichen Einwohner erwähnt sind, kann man davon ausgehen, dass zu jener Zeit in Höchst etwas 25 – 30 Juden (die Familien eingerechnet) lebten, während die Gesamtbevölkerung Ortes 74 Familien, also etwa 300 Einwohner, ausmachten.

Die Ursache für die Zuwanderungen von Juden dürfte im Wesentlichen darin zu suchen sein, dass sich die Territorialfürsten nach dem 30-jährigen Krieg besonders um Einwohner bemühten, deren kaufmännische Fähigkeiten für sie von Nutzen waren. Höchst im Odenwald, dessen erste urkundliche Erwähnung auf das Jahr 1156 datiert ist, war durch den ab 1569 bestehenden Klosterfonds von wirtschaftlicher Bedeutung für Zuwanderer, nicht zuletzt auch wegen der günstigen Verkehrslage.

Bevölkerungsentwicklung von Höchst und seinen Juden

Jahr

Gesamtbevölkerung

davon Juden

Juden in %

1680

130

10

8

1750

300

25-30

8 – 10

1826

1.200

146

12

1857

1.433

158

11

1871

1.850

189

10

1895

1.950

142

7

1900

2.000

127

6,4

1905

2.050

126

6,1

1910

2.100

110

5,2

1925

2.150

95

4,4

1933

2.300

102

4,5

1936

2.450

80

3,3

1938

2.650

61

2,4

1940/41

2.900

20

0,7

1942

2.950

11

0,4

1943

3.000

0

0,0

 Ab dem Jahr 1890 ist der Anteil der jüdischen Bevölkerung in Höchst rückläufig, was auf eine zunehmende Landflucht deutet. Die politische und rechtliche Gleichstellung ab 1848 machte Städte wie Darmstadt und Frankfurt  anziehender, da hier viele Juden ihre erwerbsmäßige Stellung verbessern konnten. Auch die Auswanderung nach Amerika hatte in dieser Zeit eine Rolle gespielt. Ab dem Jahr 1933 und verstärkt noch 1934 setzte eine weitere Auswandererwellt ein. Neben Amerika war nun auch Palästina das meistgewählte Ziel, der nun unter der grausamen Verfolgung der Nazis leidenden jüdischen Mitbürger. Schließlich lebten in März 1942 noch 20 Menschen jüdischen Glaubens in Höchst, Mümling-Grumbach und Hetschbach, die - mit zwei Transporten auf Lastkraftwagen verladen – zunächst nach Darmstadt und von dort aus mit Sammeltransporten in die Gaskammern der deutschen Konzentrationslager verbracht wurden.

Die Juden von Mümling-Grumbach hatten keine eigene Religionsgemeinde und zählten von daher immer zu Höchst.
Dass es in Hetschbach eine eigenständige jüdische Religionsgemeinde gegeben hat, zeugt zum einen das Vorhandensein einer Synagoge und zum anderen umfangreiches Archivmaterial, die Juden zumindest um 1750 nachweislich erwähnen. 1819 waren von insgesamt 208 Einwohnern in Hetschbach 33 jüdischen Glaubens. 1832 wird eine neue Synagoge erbaut. Im Jahr 1898 erfolgte der Zusammenschluss mit der jüdischen Gemeinde Höchst.


Ortsplan Höchst i. Odw. 1933 mit jüdischem Hausbesitz